The International Campaign for Real History
Check out the new David Irving bookstore at Irvingbooks.com
[Images added by this website]

 

 

Above: Sepp Dietrich, unknown officer, Karl Wolff; right: Heinrich Himmler

 

Karl Wolff: Eichmanns Chef Heinrich Himmler

published April 23, 1961 in NEUE Illustrierte.

 

ICH, KARL WOLFF, SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS a. D., melde mich hiermit zu Wort. Mein Gewissen zwingt mich dazu.

In Israel steht jetzt Adolf Eichmann vor seinen Richtern. Er wird ihnen und damit der ganzen Welt Unfaßbares berichten über den größten Massenmord aller Zeiten.

Er wird sich dabei immer wieder darauf beziehen, daß er nur auf Befehl gehandelt hat. Auf Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler, der sein oberster Chef war.

Dieser Himmler muß ein Teufel in Menschengestalt gewesen sein. Ein Wahnsinniger, schlimmer als Nero. Das wird die Welt sagen.

Und sie wird fragen: Wie viele Mittäter hat Eichmann gehabt? Wie viele Deutsche haben von seinen Schreckenstaten gewußt?

Das Gespenst der deutschen Kollektivschuld wird wieder durch die Welt geistern.

Ich habe Himmler sehr gut gekannt. Zehn Jahre lang war ich bei ihm als SS Adjutant und später als Chef seines persönlichen Stabes. Vom 15. Mai 1933 bis zum 18. Februar 1943. Dann habe ich mich im Streit von ihm getrennt. Ich wurde nach Italien versetzt.

Ich wußte, daß Himmler zwei Gesichter besaß.

Er konnte ein zärtlicher Familienvater, ein korrekter Vorgesetzter und ein kameradschaftlicher Mann sein.

Gleichzeitig aber war er ein besessener Fanatiker, ein verschrobener Träumer und ein willenloses Werkzeug in den Händen Hitlers, dem er in einer immer stärker werdenden Haßliebe verbunden war.

Von dem Mordbefehl, den er Adolf Eichmann gegeben hatte, wußte ich nichts.

Über die systematische Ausrottung von Millionen Juden in Polen erfuhr ich zum erstenmal etwas, als ich Mitte März 1945 mit den Alliierten in der Schweiz verhandelte. Sie berichteten mir über das Vernichtungslager Lublin, das von den Russen während der Winteroffensive erobert worden war.

Von diesem Augenblick an habe ich mich geschämt. Sechzehn Jahre lang war ich voller Scham darüber, daß ich diesem Mann so lange gedient hatte, Und ich habe über vieles geschwiegen, was ich von ihm wußte.

Jetzt will ich sprechen. Ich halte es für meine Pflicht, jetzt alles zu sagen, was ich über Heinrich Himmler weiß.

Die Öffentlichkeit soll sich ein Bild von diesem Heinrich Himmler machen können, über dessen ungeheuerliche Schuld die Welt in den nächsten Wochen aus dem Munde Adolf Eichmanns entsetzliche Einzelheiten hören wird ... [Eichmann's trial in Jerusalem began on April 11, 1961.]

*

Karl Wolff

Es war Ende August 1943.

Die Gläser von Himmlers Zwicker blitzten in der hellen Sonne. Von seinen Augen dahinter war nichts zu erkennen.

Aber ich wußte, daß sie mich feindselig beobachteten.

Himmler saß hinter seinem Schreibtisch in seiner Feldkommandostelle ,,Hochwald", 32 Kilometer entfernt von Hitlers Hauptquartier ,,Wolfsschanze" in Ostpreußen. Vor ihm auf der Tischplatte türmte sich ein Stapel Akten. Sie waren peinlich genau aufeinandergeschichtet. Daneben lagen drei Grünstifte, scharf gespitzt und ebenfalls exakt ausgerichtet.

Mit einem vierten Grunstift pochte Himmler auf die Tischplatte. Ein Zeichen seiner starken inneren Erregung.

Vor wenigen Minuten hatte ich sein Dienstzimmer betreten, um mich zu meiner neuen Dienststelle in Italien abzumelden. Ich stand vor seinem Schreibtisch In dienstlicher Haltung, die Mütze in der linken Hand.

Er ließ mich einfach stehen und starrte mich an.

Ich wußte, daß gestern noch ein Besuchersessel in seinem Zimmer gestanden hatte. Jetzt war er verschwunden. Mir war klar: Himmler hatte ihn vor meinem Besuch hinausschaffen lassen, damit er mir keinen Platz anzubieten brauchte.

Solche winzige Schikanen liebte er.

Wer von seinen Mitarbeitern aus irgendeinem Grunde bei ihm in Ungnade gefallen war, den verfolgte er systematisch mit solchen Nadelstichschikanen. So lange, bis der andere es geradezu als Erlösung empfand, irgendwohin versetzt zu werden.

Ich war auf seine Abschußliste gekommen, weil ich mich gegen seinen Willen hatte scheiden lassen.

Aber ich war nicht nur wegen der sofort einsetzenden Schikanen froh, aus seiner Nähe verschwinden zu können. Ich hatte noch zahlreiche andere Gründe dafür, meine Versetzung für die günstigste Lösung zu halten.

Über diese Gründe wird noch zu sprechen sein.

Jetzt stand ich vor ihm, starrte seinen blitzenden Zwicker an, und von Sekunde zu Sekunde wuchs mein Zorn über Himmlers neueste Schikane.

Mühsam versuchte ich, mich trotzdem zusammenzureißen. Mit einer Handbewegung zu der Stelle, wo sonst der Besucherstuhl stand, sagte ich: ,,Reichsführer, Sie haben eigentlich nicht den geringsten Grund, mich derart zu behandeln. Ich habe bisher..."

Mit einer herrischen Geste unterbrach er mich. Das Blitzen in den Gläsern seines Zwickers verschwand, und ich sah seine kalten blauen Augen. Gleichzeitig begann der Grünstift schneller zu hämmern.

„Halten Sie den Mund", sagte er. „Ich bin Ihnen keine Rechenschaft für meine Gründe schuldig."

Ich merkte, wie es in mir überkochte. ,,Ich bin kein Schuljunge", stieß ich hervor.

„Trotzdem halte ich es für richtig, Sie so zu behandeln", zischte er.

Da verließ mich die Beherrschung. Ich warf meine Mütze auf den Schreibtisch. Nahezu besinnungslos vor Wut sprang ich vorwärts, an der Schmalseite des Schreibtisches vorbei, sprang mit geballten Händen auf ihn los. Ich sah nur noch rot.

Himmler schnellte hoch und ... lief weg. Drei Schritte zum Fenster hin. Dort blieb er stehen und hob abwehrend die Hände.

Als ich gegen seinen Sessel prallte, kam ich wieder zu mir. Ich stand da, die Hände noch immer zu Fäusten geballt.

,,Wolff..."‚ Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne zu mir. „Wolff, sind Sie wahnsinnig geworden? Wenn ich Sie gekränkt habe, können wir doch darüber reden. Wir beide ... als alte Kameraden. "

Ich holte tiefe Luft und sagte nichts.

„Wolff ..."‚ Seine Stimme zitterte. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie eben nicht richtig behandelt habe. Hören Sie, ist die tiefere Ursache Ihres Zorns vielleicht, daß ich Sie nach Italien schicken will? Das hätten Sie doch nur zu sagen brauchen. Wenn Ihnen Italien nicht zusagt, können Sie gern Nachfolger von [Reinhard] Heydrich und [Kurt] Daluege in Prag werden. Als Reichsprotektor von Böhmen und Mähren würden Sie die fünfthöchste Stellung im Reich bekleiden... "

Seine Augen, in denen zuerst kalte Feindschaft, dann heile Angst gestanden hatte, schienen jetzt geradezu um ein Wort von mir zu betteln.

Ich hatte mich nun wieder in der Gewalt. Ich ging um den Tisch herum zu dem Platz, an dem ich vorher gestanden hatte.

Auch Himmler kehrte zu seinem Sessel zurück. Er setzte sich und drückte auf einen Knopf. Als eine Ordonnanz erschien, sagte er: „Bitte einen Sessel für Obergruppenführer Wolff!'

Dann saßen wir uns gegenüber, und Himmler tat so, als wäre in den letzten Minuten überhaupt nichts geschehen.

Ich war nicht einmal besonders überrascht darüber. Ich wußte aus langer Erfahrung, daß er jeden scharfen Angriff eines Gegners blitzschnell auszuweichen pflegte. Daß er sich von einer Sekunde zur anderen vom stahlharten Diktator in einen umgänglichen Menschen verwandeln konnte, sobald er energischen Widerstand spürte.

Genauso war es natürlich umgekehrt! Wenn er einem Gegner gewachsen schien, konnte er sich ebenso schnell in einen erbarmungslosen Feind verwandeln.

„Wollen wir über Prag reden?" sagte er jetzt zu mir und sah mich freundlich an.

„Ich möchte ein anderes Thema vorschlagen", erwiderte ich. „Darf ich Sie bitten, mich aus der SS zu entlassen?"

Sein Gesicht war auf einmal so sauer, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. Aber mir war nicht zum Lachen zumute.

Es war mir klar, daß er mein Ersuchen als Verrat auslegen würde.

Aber ich mußte diesen Schritt wagen. Ich hatte in den zehn Jahren meiner Tätigkeit bei ihm genug erlebt. Daraus hatte ich den Schluß gezogen, daß er unser altes Ziel aus der Kampfzeit, wirklich die Garde der Partei zu sein, längst gründlich abgeschrieben hatte.

Schon vor einiger Zeit hatte ich den Plan gefaßt, nicht weiter mitzumachen. Ich war vor meiner SS Zeit Wehrmachtoffizier gewesen, und das wollte ich jetzt auch wieder werden.

„Sie sind also doch verrückt geworden, Wolff", sagte Himmler mit schneidender Stimme. „Wir sind kein Kegelklub, aus dem man einfach austreten kann, wenn einem irgend etwas nicht mehr paßt. Sie wissen doch, was Ihnen passieren kann, wenn Sie nicht spuren."

„Ich weiß, Reichsführer"' sagte ich. „Ich erinnere mich sehr genau, was ich 1931 bei meinem Eintritt in die SS geschworen habe: Meine Ehre heißt Treue. Sie selbst haben das genauso geschworen. Aber inzwischen hat sich manches geändert."

Sein blasses Gesicht wurde noch blasser. ,,Sie haben Ihren Schwur zu halten, ganz gleich, was sich geändert hat. Wir haben jetzt im Krieg keine Zeit, irgendwelchen alten Idealen nachzutrauern."

Er erhob sich. „Oder soll ich dem Führer melden, daß Sie Verrat an unserer Sache üben wollen?"

Verrat... da sprach er dieses Wort aus, das den Tod bedeutete. Ich sah ihm ruhig in die Augen. „Sie wissen, daß ich kein Verräter bin. Ich befolge Ihren Befehl und fahre nach Italien."

Ich fuhr.

Und in Italien konnte ich später gemeinsam mit Wehrmachtoffizieren die einzig richtige Aufgabe durchführen, die sich einem Mann mit Verantwortungsgefühl stellte: den sinnlosen Krieg zu beenden.

 

*

 

Ich weiß nicht, ob Heinrich Himmler jemals den Vernichtungslagern in Polen einen Besuch abgestattet hat.

Ich halte es für ausgeschlossen. Und zwar aus folgendem Grund: Ich habe ihn beobachtet, als er zum erstenmal eine Massenhinrichtung von Spionen und Saboteuren miterlebt hat.

Peiper Himmler Wolff Jewess

Photo: Jochen Peiper, Heinrich Himmler, Karl Wolff visiting a Jewess in the Ukraine, August 21, 1941 (Don Boyle collection)

Es war im Spätsommer 1941, mehrere Wochen nach Beginn des Rußlandfeldzuges.

Ich war damals als Verbindungsgeneral der Waffen SS ins Führerhauptquartier „Wolfsschanze" abkommandiert.

Zu dieser Zeit ließ Hitler den Reichsführer SS zu sich in die Wolfsschanze rufen.

Dort erklärte er ihm in meiner Anwesenheit: „Stalin hat einen Aufruf zum totalen Partisanenkrieg erlassen. In den von unseren Truppen besetzten Gebieten Rußlands ist seither der Teufel los. Züge fliegen in die Luft. Brücken werden gesprengt. Lastwagenkolonnen werden Tag und Nacht überfallen. Ich verlange von Ihnen, daß Sie sofort Gegenmaßnahmen einleiten. Setzen Sie alle Machtmittel des Höheren SS und Polizeiführers bei der Heeresgruppe Rußland-Mitte dafür ein. Fliegen Sie nach Minsk, um sich an Ort und Stelle eingehend zu informieren. Wolff kann Sie begleiten und mir dann später Bericht erstatten."

Wir flogen am nächsten Morgen [Website: am 14. August 1941] mit Himmlers Ju 52 los und landeten mittags in Minsk.

Auf dem Flugplatz empfing uns Arthur Nebe, der Chef des Reichskriminalamtes. Seit Beginn des Rußlandfeldzugs war er auch Kommandeur der SD-Einsatzgruppe im Mittelabschnitt der Ostfront.

Er brachte uns zu seiner Kommandostelle, die in einem imposanten Haus in der Innenstadt untergebracht war.

Nebe hatte dort schon alles vorbereitet. Seine sämtlichen Führer und Unterführer waren anwesend.

‚Wir kommen uns hier vor wie im tiefsten Asien", begann Nebe seinen Vortrag. „Die Menschen sind primitiv, aber unerhört verschlagen. Es macht ihnen nichts aus, tage- und wochenlang im Wald zu leben. Sie sind genügsamer als Tiere. Und sie hassen uns. Die Schlimmsten unter ihnen sind die Juden."

Himmler hob interessiert den Kopf. „Es gibt also hier jüdische Banden?" fragte er.

„Nein", sagte Nebe. „Die Juden arbeiten als Nachrichtenleute für die Partisanenbanden. Sie haben ein Spionagenetz über das ganze Land geknüpft, das unheimlich gut und schnell funktioniert. Es gibt kaum eine schwache Stelle in unseren Nachschublinien, die sie nicht sofort ausgekundschaftet haben. Und dann kracht's in der nächsten Nacht...

Als Nebe geendet hatte, stand Himmler auf. Er musterte die Führer und Unterführer, die in der feldgrauen Uniform der Sicherheitspolizei vor ihm saßen.

„Ich verlange von Ihnen", sagte er, daß Sie in Zukunft noch härter durchgreifen als bisher. Hier sind wir jetzt die Herren. Und wer sich uns entgegenstellt, wird vernichtet."

Dann ging er zum Thema Juden über. Er sprach von der „Kristallnacht" und von der dadurch erzielten erhöhten Auswanderung der Juden aus dem Reichsgebiet.

„Und nun stoßen wir hier in den Ostländern auf neue Massen von Juden", fuhr er fort. „Auf fanatische Gegner. Aber auch mit diesem Problem werden wir fertig, verlassen Sie sich darauf."

Sein Gesicht war vor Erregung gerötet. Seine Blicke irrten in die Ferne.

Was dachte er?

Ich habe mich oft an diese Szene erinnert. Heute halte ich es für möglich, daß er in diesen Minuten in Minsk auf die furchtbare Idee kam, die Millionen Juden im Osten, von denen nur ein kleiner Teil Spione war, zu vernichten.

Nach dem Besuch in Minsk war geplant, zum Höheren SS und Polizeiführer der Heeresgruppe Mitte, dem SS Obergruppenführer von dem Bach-Zelewski weiterzufahren.

Wir waren schon bereit zu gehen. [Website: am 15. August 1941 früh]

Da baute sich ein Hauptsturmführer der Sicherheitspolizei vor Himmler auf. ‚Reichsführer, ich bitte, mich abmelden zu dürfen. In einer halben Stunde findet eine Hinrichtung von hundert jüdischen Spionen und Saboteuren statt."

Himmler blickte auf seine Uhr. „Wo ist das? Und wie lange dauert das?"

„Am Stadtrand von Minsk", erwiderte der Polizeioffizier. „Die Sache dauert etwa eine halbe Stunde."

Himmler drehte sich zu mir herum. „Wir fahren mit, sagte er. ‚Es ist gut, daß ich mir so was einmal ansehen kann."

Mich überlief es eiskalt. „Ist das Ihr Ernst, Reichsführer?" sagte ich. ‚Wollen Sie

Er schnitt mir das Wort ab. „Es ist mein Ernst. Und Sie fahren mit. Auf jeden Fall."

Ich versuchte nochmals, ihm zu entkommen. „Ich war Offizier im ersten Weltkrieg. In Flandern und an der Somme habe ich genug Tote gesehen. Ich wäre Ihnen dankbar, Reichsführer, wenn Sie mir den Anblick dieser Hinrichtungen ersparen würden."

„Nein", erwiderte er heftig. „Sie drücken sich nicht. Sie müssen das sehen. Und dann geben Sie dem Führer einen genauen Bericht. Er soll wissen, wie hart der Kampf unserer Soldaten hier an der Grenze Asiens ist. Und wie meine Polizei der Front den Rücken sauberkämpft."

Ich mußte neben ihm in den Wagen einsteigen, der uns zur Hinrichtungsstätte brachte.

Sie lag mitten auf einem freien Feld. In kurzem Abstand voneinander waren dort zwei Gruben ausgehoben. Jede etwa acht Meter lang, zwei Meter breit.

Vor der erste Grube war das Hinrichtungspeoloton angetreten.

„Wo sind die Delinquenten?" fragte Himmler.

„Einen Kilometer entfernt von hier, in einem Wald. Dort können sie die Schüsse nicht hören. Wir bringen sie in mehreren Schubs mit einem Lastwagen hierher," erklärte

ihm der Hauptsturmführer.

hierher", erklärte ihm der Hauptsturmführer.

Da kam auch schon der erste Lastwagen mit seiner Todesfracht an. Zerlumpte Gestalten, meist jüngere Männer. Einigen von ihnen liefen Tränen über die Wangen.

Zwei warfen sich nach dem Absteigen den Begleitpolizisten vor die Füße, umschlangen ihre Knie, flehten um ihr Leben.

Ich wandte mich ab.

Aber gleich darauf drehte ich mich doch wieder um. Ich wollte Himmler beobachten. Ich wußte aus seinem Munde, daß er bis zu dieser Stunde noch keine Gefallenen gesehen hatte, geschweige denn eine solch fürchterliche Massen-Hinrichtungsszene.

Himmler stand an der schmalen Seite der ersten Grube und beobachtete mit starrem Gesicht, wie die Polizisten ihre Opfer in die Grube trieben.

Die Juden mußten sich auf den Bauch legen. [Anm. d. Website: Why are they now suddenly Juden?]

„Legt an!" kommandierte der Polizeioffizier. Zwölf Karabiner schnellten hoch.

Wieder sah ich zu Himmler hin. Er hatte die Arme auf der Brust verschränkt. Seine Augenbrauen waren hochgezogen, seine Lippen scharf zusammengepreßt. Er blickte in die Grube.

„Feuer!"

Die Salve peitschte.

Ich wollte die Augen wegreißen, um nicht zu sehen, wie der Tod in die armseligen Leiber da unten einschlug.

Nach mehreren Salven sah ich, wie Himmler zusammenzuckte. Wie er sich mit der rechten Hand ins Gesicht fuhr. Und wie er auf einmal taumelte.

Ich ging zu ihm hin und zog ihn von der Grube weg.

„Das hätten Sie sich und mir ersparen können", sagte ich erbittert zu ihm. Erst jetzt wandte er sich mir zu. Sein Gesicht war fast grün.

Und dann sagte er: ‚Sehen Sie sich das an. Ein Stück Gehirn ... es ist mir ins Gesicht gespritzt."

Mit zitternden Händen holte er sein Taschentuch heraus, putzte sich das Gesicht sauber, warf das Taschentuch weg.

Gleich darauf erbrach er sich.

„Kommen Sie zum Wagen", sagte ich danach zu ihm. „Es ist besser, wir fahren weg, bevor die nächsten in die Grube geschleift werden"

Er nickte und ging mit.

In Minsk trank er später mehrere Cognac. Er, der sonst höchstens ein bis zwei Glas Wein am Tage zu sich nahm.

Und dann erklärte er mir: „Ich halte es trotz allem für richtig, daß wir uns das angesehen haben. Wer über Leben und Tod zu entscheiden hat, muß wissen, wie das Sterben aussieht. Und was er den Erschießungskommandos zumutet!"

 

*

 

Wo kam Heinrich Himmler eigentlich her?

Wie er mir selbst erzählte, begann er nach dem ersten Weltkrieg in München, sich für Politik zu interessieren. Er studierte damals auf der Münchner Technischen Hochschule. Er wollte Diplomlandwirt werden.

Zunächst stieß er zum Artamanenbund, einer unbedeutenden Vereinigung von Jugendlichen, die sich verschwommenen germanischen Idealen verschrieben hatten.

In dieser Zeit muß sich in dem linkischen jungen Mann Heinrich Himmler, der damals schon seinen seltsamen Zwicker trug, der Wahn gebildet haben, daß Deutschland nur durch die wiedererweckte Kraft der germanischen Herrenrasse" zu neuer Größe geführt werden könnte. Bei den Artamanen lernte Himmler bald Leute kennen, die nicht nur von der Wiedergeburt eines germanischen Reiches träumten, sondern auch dafür kämpfen wollten. Sie brachten ihn zu dem Führer des Kampfbundes „Reichskriegsflagge", dem Reichswehrhauptmann Ernst Röhm.

Himmler war begeistert von diesem Kreis. Und von dem Ziel, das Röhm sich zusammen mit einem gewissen Adolf Hitler gesetzt hatte: die Weimarer Republik zu zerschlagen.

Am Abend des 8. November 1923 sah es einige Stunden lang so aus, als sei dieses Ziel zu erreichen. Hitlers Putsch im Münchner Bürgerbräukeller schien geglückt. Er hatte die „Regierung der Novemberverbrecher in Berlin" für abgesetzt erklärt und sich zum Chef einer „neuen deutschen nationalen Regierung proklamiert, die in München ihren Sitz haben sollte.

Am nächsten Morgen fegten die Schüsse der bayrischen Polizei diesen Spuk hinweg.

Himmler hat an dem Marsch auf die Feldherrnhalle nicht teilgenommen. An diesem Morgen des 9. November war er als Fahnenträger der ,‚Reichskriegsflagge" mit einer Gruppe Röhms zum Wehrkreiskommando in die Münchner Schönfeldstraße marschiert.

Photo: a frame of a film by Eva Braun, shot on the Berghof terrace: Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich, and Karl Wolff

Nach dem Mißlingen des Putsches lebte Himmler in den nächsten beiden Jahren ganz ohne Politik und ohne Kampf als Landwirtschaftsvolontär in Friedolfing bei Lauffen an der Salzach. Auch als Hitler nach seiner Entlassung aus der Festung Landsberg seinen Kampf um die Macht wieder aufnahm, blieb Himmler auf seinem ruhigen Bauernhof.

Im Sommer 1925 wurde im Parteilokal der NSDAP in der Münchner Corneliusstraße 12 die SS gegründet.

Einige enge Freunde Hitlers, darunter Julius Schreck, Johann Klitzsch und Dr. Franz Weber, entschlossen sich, diese ,‚Schutzstaffel" als Leibgarde Hitlers aufzubauen. Sie sollte nur ganz wenige, ausgesuchte Männer aufnehmen. In jeder größeren deutschen Stadt sollten höchstens zehn Männer eine solche SS Gruppe bilden.

Chef der SS wurde Julius Schreck.

Im Jahre 1926 meldete sich auch Heinrich Himmler zur SS. Er war inzwischen nach Landshut umgezogen, wo seine Eltern lebten. Er wurde aufgenommen und einige Monate später mit der Führung der Landshuter Gruppe beauftragt.

Himmler machte sehr bald von sich reden. Sein Ehrgeiz bestand darin, wie er damals sagte: die weltanschaulich und militärisch am besten ausgebildete SS Gruppe Deutschlands zu schaffen.

Einmal in der Woche war politischer Schulungsabend. Redner: Heinrich Himmler. Er hämmerte seinen Leuten all das ein, was er einstmals bei den Münchner Artamanen gehört und zu seiner eigenen Weltanschauung erhoben hatte: germanische Ideale, germanischer Kult und so weiter und so weiter.

Am Sonntagmorgen führte er seine Leute ins Gelände. Marschieren, Schießen, Nahkampfübungen gehörten zum Ausbildungsprogramm.

„Ihr müßt hart werden", sagte Himmler seinen Männern immer wieder.

Es dauerte nicht lange, bis die ersten Klagen bei Julius Schreck in München eintrafen. Die SS Männer hatten wenig Lust, zu Stoßtrupps gedrillt zu werden.

Der Chef der SS [Schreck] fuhr zu einer Besichtigung nach Landshut und überzeugte sich davon, daß die Schilderungen über Himmlers Schikanen nicht übertrieben waren.

Er kehrte nach München zurück und diktierte seiner Sekretärin einen kurzen Brief an Himmler. Darin teilte er ihm mit: „Leider sind Sie nicht tragbar für die SS. Deshalb schließe ich Sie hiermit aus."

 

 

Our Heinrich Himmler dossier
British War office Intelligence file on Karl Wolff: interrogation reports etc. Pdf file 5 MB

 

© Focal Point 2009  e-mail:  write to David Irving