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Naumann setzte sich besonders für die Errichtung eines Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor in Berlin ein.

 

Die Welt (Kultur section)

Berlin, November 23, 2000


 

"Die Zeit" bricht für Naumann an - für de Weck ist sie zu Ende

Kulturstaatssekretär Naumann (rechts) wird Mitherausgeber der "Zeit" in Hamburg. Bisheriger "Zeit"-Chefredakteur Roger de Weck wird gehen

Hamburg - Der Chefredakteur der renommierten Hamburger "Zeit", Roger de Weck, wird Anfang nächsten Jahres sein Amt abgeben. Mit dieser Mitteilung hat die Stuttgarter Verlagsgruppe Holtzbrinck die seit Tagen anhaltenden Spekulationen um das Schicksal des 47-Jährigen beendet, den der Holtzbrinck-Konzern noch vor drei Jahren als Sanierer an die Alster geholt hatte. Verleger Dieter von Holtzbrinck, dem neben großen Zeitungen ("Handelsblatt", "Tagesspiegel") auch große Buchverlage (Rowohlt, S. Fischer) gehören, begründete die "einvernehmliche" Trennung mit nicht näher erläuterten Differenzen über den weiteren Ausbau der "Zeit", die der Stuttgarter Konzern 1996 gekauft hatte.

Der Nachfolger des Schweizer Bankierssohn soll erst in den kommenden Wochen ernannt werden. Zugleich bestätigte aber Holtzbrinck, dass Kultur- Staatsminister Michael Naumann, der schon früher bei der "Zeit" als Redakteur arbeitete, künftiger Mitherausgeber werden soll. Die Gespräche stünden vor dem Abschluss.

De Weck, früherer Wirtschaftschef der "Zeit" und dann Chef des Züricher "Tages-Anzeiger", war im Herbst 1997 als Modernisierer zur "Zeit" zurückgeholt worden. Er verpasste dem Blatt ein neues Design, stellte das mit einem jährlichen Verlust von sechs Millionen Mark hoch defizitäre "Zeit-Magazin" ein und ersetzte es durch eine ins Blatt integrierte vierfarbige Lifestyle-Beilage "Leben". Erst vor wenigen Wochen wurde schließlich der Wirtschaftsteil, der künftig mehr "New Economy" bringt, komplett reformiert.

Erstmals seit fünf Jahren soll die "Zeit" dieses Jahres auch wieder schwarze Zahlen schreiben. Doch trotz dieser "erfolgreichen Neupositionierung", wie auch Holtzbrinck am Mittwoch lobte, konnte de Weck an der stagnierenden Auflage von etwa 450.000 Exemplaren nichts ändern.

Eigentümer Holtzbrinck möchte offenbar mit der Verpflichtung Naumanns als Mitherausgeber auch wieder das politische Profil des Blattes in der öffentlichen Debatte der Bundesrepublik stärken.

 


 Die Welt (Kultur section)

November 23, 2000

 

Naumann zieht sich aus der Politik zurück

Kulturminister wechselt zur "Zeit" - Nachfolger wird der Münchener Kulturreferent Nida-Rümelin

München - Kulturstaatsminister Michael Naumann scheidet aus der Bundesregierung aus und wechselt als Mitherausgeber zur Wochenzeitung "Die Zeit".

Das wurde in Regierungskreisen bekannt. Nachfolger Naumanns soll der Münchener Kulturreferent Julian Nida-Rümelin werden. Schröder und Naumann werden die Entscheidung heute öffentlich begründen. Die Verhandlungen Naumanns mit dem Holtzbrinck-Verlag, dem die "Zeit" gehört, stehen nach Angaben der Stuttgarter Verlagszentrale kurz vor dem Abschluss.

Der 58-jährige Naumann war bereits in den siebziger und achtziger Jahren bei der "Zeit" tätig. Er bat Schröder um seinen Abschied, um die neue Aufgabe übernehmen zu können.

Nida-Rümelin hat seit geraumer Zeit enge Beziehungen zu Schröder. Er ist seit Juli 1998 Kulturreferent in München. Er wurde 1954 in der Stadt an der Isar geboren und ist seit seinem 20. Lebensjahr Mitglied der SPD. DW

 


 Die Welt (Kultur section)

November 23, 2000

 

Naumann packt die Koffer

Sein Weggang ist ein Schlag; in der SPD herrscht Trauerstimmung. Mit Michael Naumann verliert Bundeskanzler Schröder einen Trumpf

Von Wulf Schmiese

LETZTE Woche sprachen wir doch noch miteinander." Die Stimme von Michael Roth gerät ins Stocken, als trauere er um einen guten Freund, dessen Freitod er hätte verhindern können. "Irgendwie", setzt der junge SPD-Abgeordnete an und hält wieder inne, "irgendwie habe ich da schon gemerkt, dass mit Michael Naumann was nicht stimmt". So ungewohnt verschlossen sei der Kulturstaatsminister gewesen. Gar nicht in Plauderlaune wie sonst. "Der wirkte geknickt und ich habe ihn nicht darauf angesprochen". Es hätte nichts geändert an Naumanns Entscheidung, die seit Wochen fest steht. Heute wird er seinen Abschied aus der Politik verkünden. Er wechselt die Seiten und damit den Kanzler. Naumann wird Mitherausgeber der "Zeit", ist fortan Kollege von Helmut Schmidt. Vorbei die mühsame Plackerei mit Ausschüssen und eifersüchtigen Geldempfängern. Keine Giftpfeile mehr von primadonnenhaften Intendanten, aus Rache für gekürzte Mittel. Heute in einer Woche schon wird Naumann sich bei Plätzchen und Brandy den "Zeit"-Redakteuren vorstellen, zu denen er einst selbst zählte. "So eine Chance bekomme ich nie wieder", soll er engen Freunden als Grund für den Jobwechsel genannt haben.

Schroeder, Paul Spielel etcGerhard Schröder (rechts) höchstselbst hat das lange zu verhindern versucht. Doch Naumann blieb hart. Seit Wochen verhandelt er mit dem Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag, dessen dümpelndes Flagschiff "Zeit" er als Kapitän wieder flott machen soll. Seit Tagen ist der Kulturminister für Parteifreunde unerreichbar. Auf seinem Handy springt stets die Mailbox an mit der zweisprachigen Ansage: "Michael Naumann, Meikel Naumän. Here comes the beep."

Sein Weggang ist ein Schlag. Schröder verliert einen echten Trumpf. Es ist keinen Monat her, dass durch Naumanns Halbzeitbilanz auch Glanz auf den kulturpolitisch mäßig interessierten Kanzler fiel: gewonnener Kampf für die Buchpreisbindung, Rückführung von Beutekunst, Baubeginn des Holocaust-Mahnmals, Wechsel an der Berlinale-Spitze. Auch im Streit um die Kulturhoheit des Bundes hatte Naumann die Nase vorn. "Leuchttürme der Kultur" wollte er fördern und steckte jeden Zentralismusvorwurf gelassen weg. Es machte gar nichts, wenn Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair über Kuturprotz Naumann polterte und ihm Pickelhaubengesinnung unterstellte.

Im Gegenteil: "Ganz zweifellos gehört Naumann zu den wenigen auffälligen Figuren in der Regierung", lobt ihn sogar dessen politischer Gegenspieler Norbert Lammert. Als Obmann der CDU im Kulturausschuss könnte er sich eigentlich freuen, einen gewieften Gegner losgeworden zu sein. "Nein, der Weggang ist eher schade. Naumann war zwar nicht einfach, durch und durch eitel, aber immer ernst zu nehmen." Das "Rivalitätsgehabe" gegenüber den Ländern sei immer "etwas albern" gewesen", sagt Lammert. "Dennoch: Naumann trug wesentlich dazu bei, dass Kultur auf Bundesebene wahrgenommen wird." Schröder stehe nun vor einem echten Problem, weil er sich selbst "nicht im geringsten" für Kultur interessiere.

Auf jeden Fall trifft der Verlust den Kanzler in denkbar unpassender Zeit. An dem vor genau einer Woche zurückgetrenen Reinhard Klimmt ärgerte ihn vor allem dessen Sturheit, bleiben zu wollen. Naumanns Kabinettsflucht schmerzt Schröder dagegen wirklich. Im Kanzleramt, dem Naumanns Behörde zugeordnet ist, wurden verzweifelt die Dementi-Maschinen angeworfen. Die "Woche" hatte als erstes den Wechsel verkündet. Danach befragt, versteckten sich die verunsicherten Regierungssprecher immer sichtbarer hinter Naumanns vermeintlichem Widerruf: "Das Gerücht mit der 'Zeit' ist uralt, es wird mir seit Jahren hinterher getragen". Für ihn gebe es keinen neuen Sachstand. "Wir können das nur wiederholen", sagten die Sprecher hilflos.

Weil der Kanzler in Brüssel weilte, war er nicht zur Flucht nach vorn im Stande. Heute kommt er zu spät.

Der Holtzbrinck-Verlag übernahm Schröders Job. Ja, die Verhandlungen mit Naumann würden seit Wochen geführt und stünden kurz vor dem Abschluss, ließ der Stutgarter Medienkonzern per Fax mitteilen. Münchens Kulturamt übernahm eine andere Regierungsaufgabe, noch bevor das Bundeskanzleramt irgendetwas zugeben wollte: "Bundeskanzler Gerhard Schröder wird sich am Donnerstag zu dem möglichen Wechsel äußern", sagte die Sprecherin des Münchner Kulturreferenten. Damit war auch die Nachfolgefrage ohne einen vernehmbaren Laut des Kanzlers beantwortet: Der neue Kulturtaatsminister heißt Julian Nida-Rümelin. Denn seine Referentin war es, die so gut über Schröders heutigen Termin Bescheid wusste. Bisher ist der 46-jährige Philosophie-Professor Münchens Kulturreferent, seit 20 Jahren Genosse und Stellvertreter von Wolfgang Thierse als Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie.

In der SPD weiß man, wer er ist - mehr nicht. Auch Kulturexperte Lammers kennt nur seinen Namen. Für die SPD-Fraktion ist es noch zu früh, dem neuen Kulturkönig zuzujubeln. Roth, der große Bewunderer Naumanns, fasst die Stimmung zusammen: "Naumann hat seine Arbeit nicht zu Ende gebracht. Wir dachten immer, sein Projekt währt mindestens vier Jahre." Und nach allerlei weiteren Wehmutsbekundungen von "tief erschüttert" bis "sehr traurig" formuliert er, was sich der Kanzler heute verkneifen muss: "Dass Naumann jetzt geht, ist einfach ganz große Scheiße."

 


Giessener Anzeiger

November 22, 2000

 

Naumann geht zur „Zeit"

Für Naumann schuf Schröder den Posten des Kulturstaatsministers - Geliebt und gehasst

BERLIN (AP). Er stand in hoher Gunst von Bundeskanzler Gerhard Schröder und will nun das Schiff verlassen: Kulturstaatsminister Michael Naumann. Für den 58-jährigen ehemaligen Verleger und Autor hatte der Kanzler im Februar 1999 erstmals das Amt „Staatsminister für Kultur im Bundeskanzleramt" geschaffen. Dazu musste das Gesetz über die Parlamentarischen Staatssekretäre geändert werden. In der Mitte der ersten Legislaturperiode der rot-grünen Koalition orientiert sich Naumann beruflich anders.

Mit Naumann verlässt eine elegant wirkende Persönlichkeit das Kabinett. Er trat stets selbstsicher auf bediente sich einer gewählten Sprache. Nicht immer wurde er verstanden. Naumann wollte Reformen in allen kulturellen Einflussgebieten der Regierung: Auslandsrundfunk, TV, Museen, Film, Theater, Opern und internationale Kulturarbeit.

Für sein Engagement wurde er von SPD-Parteifreunden geliebt, jedoch auch gehasst bei allen, denen er Mittel kürzte und Rechte beschnitt. Zu seinen schärfsten Kritikern gehörten auch Vertriebenenorganisationen. Sie hatten nach eigenen Angaben unter der Dominanz Naumanns mehr zu leiden als zu lachen. Er geriet auch in Verdacht, mit Duldung des Kanzlers in Konkurrenz zu den Kulturkompetenzen der Bundesländer zu wirken.

Vom Studentenfunktionär zum Staatsmister

Michael Naumann wurde am 8. Dezember 1941 als Sohn eines Rechtsanwaltes im anhaltischen Köthen geboren und wuchs in Köln auf. Der Vater fiel 1942 im Zweiten Weltkrieg. Naumann studierte später als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung 1963 bis 1969 in Marburg und München Politische Wissenschaften, Geschichte und Philosophie. Den Beginn der 68er-Studentenbewegung erlebte er Funktionär mit. 1969 promovierte Naumann und fing als außenpolitischer Redakteur beim „Münchner Merkur" an. 1970 wurde er Mitarbeiter der Wochenzeitung „Die Zeit", deren Auslandskorrespondent in Washington er von 1981 bis 1982 war. In den folgenden Jahren wechselte Naumann unter anderem zum „Spiegel" und zum Rowohlt-Verlag. 1995 gründete Naumann in New York den Verlag „Metropolitan Books" mit dem Ziel, junge US-Autoren zu entdecken.

Als Verleger in New York wurde Naumann schließlich 1998 als so genannter Quereinsteiger ohne Bundestagsmandat in das „Kernteam" Schröders aufgenommen. Mit dem neuen Posten erteilte Schröder der Debatte um ein Bundeskulturministerium eine Absage, fachte aber die Diskussion um die Kulturhoheit der Länder an. Zustimmung fand Naumanns Eintreten für die Buchpreisbindung und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschloßes sowie für die Annäherung des Stiftungs- und Spendenrechts an US-Verhältnisse.

Befürworter des Holocaust-Mahnmals

Naumann setzte sich besonders für die Errichtung eines Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor in Berlin ein. Bereits im Dezember 1998 präsentierte er teils umstrittene neue Pläne, das Mahnmal auch als ein Haus des Erinnerns zu gestalten. Dazu sollten eine Dokumentationsstätte, ein Forschungszentrum, ständige und wechselnden Ausstellungen sowie eine Bibliothek gehören.

Nach einem von Naumann vorgestellten Finanzierungsplan sollten die Bundeszuschüsse für Gedenkstätten der nationalsozialistischen und der stalinistischen Diktaturen von 30 Millionen Mark 1998 auf 50 Millionen Mark im Jahr 2003 steigen. Lob erhielt Naumann auch wegen seiner Verdienste um die Rückgabe von jüdischem Kunstbesitz, der in der Nazizeit beschlagnahmt oder durch Notverkäufe in NS-Besitz gekommen war. In gleicher Weise bemühte sich der Kulturstaatsminister um die Rückführung so genannter „Beutekunst" aus Russland und Polen nach Deutschland.


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Berlin, November 23, 2000

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