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 Posted Saturday, July 28, 2001


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Unverschämtheit, den Leuten so das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn Sie die Nummer wählen, die 0190 00 45 00, müssen Sie automatisch fünf Mark spenden, kommt auf Ihre Telefonrechnung

Hamburg, Juli, 2000


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"Welches Plakat?"

von DIRK KURBJUWEIT

Eine Kampagne zur finanziellen Unterstützung des geplanten Holocaust-Mahnmals in Berlin sorgt für Diskussionen. Aber was sagen die Bürger?

Sie kommen vom Brandenburger Tor, zwei Ehepaare, nicht mehr ganz jung. Sie gehen die Straße des 17. Juni entlang, plaudern, lachen. Dann bleibt der eine Mann stehen, guckt, hält die anderen zurück. Sie betrachten das Plakat, das an der Wand der DG Bank hängt. Die eine Frau sagt: "Was? Spenden sollen wir? Wir zahlen doch schon so viel Steuern."

PosterSie sehen ein Idyll, See, Wald, Berge. In großen Buchstaben: "Den Holocaust hat es nie gegeben". In kleinen Buchstaben: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein." Dazu ein Spendenaufruf für das geplante Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Es soll auf der Brache schräg gegenüber gebaut werden. "Die Ausländer verstehen das Plakat nicht", sagt einer der beiden Männer. "Die denken dann, wir wären immer noch so."

Der Mann schiebt die Hände in die Hosentaschen und macht ein Gesicht wie jemand, der eine Rede halten will.

"Wissen Sie", sagt er, "ich bin 1940 geboren, ich habe damit nichts zu tun. Aber ich will Ihnen mal was sagen, die Juden in Deutschland ..."

"Komm, wir müssen weiter", sagt seine Frau.

"... die können sich alles erlauben, und der Vorsitzende von denen, das ist die große Eminenz in diesem Land. Also, das ist meine persönliche Meinung." Er lächelt. Seine Frau zieht ihn am Arm fort.

Am Himmel schwebt ein blaues "Goodyear"-Luftschiff. Auf der Straße des 17. Juni stauen sich die Autos. Niemand achtet auf das Plakat, 30 mal 15 Meter groß. Aufgehängt wurde es im Auftrag des Förderkreises zur Errichtung des Holocaust-Mahnmals. Vorsitzende: die Journalistin Lea Rosh.

Zwei Männer und eine Frau gehen auf das Plakat zu, gucken lange. Sie arbeiten bei der DG Bank und wollen sich ansehen, was auf der anderen Seite der Bürowand hängt. Ihnen gefällt der Schriftzug, eine Provokation, das rege zum Nachdenken an.

"Das Problem ist das Foto", sagt einer der Männer. "Warum nimmt man eine amerikanische Landschaft, um ein deutsches Thema zu illustrieren? Sehen Sie die dünnen Fichten da an der Seite? Die gibt es nur in Nordamerika."

Eine Schulklasse zieht achtlos vorbei. Nur wenige Passanten beachten das Plakat. Es gibt so viel zu sehen. Das Brandenburger Tor ist mit Planen verhüllt und wirbt für die Telekom. Ein Bus, im Stau auf der Straße des 17. Juni, preist Gaffel-Kölsch an: "Die Revolution der Frische". David Copperfield lädt zum "Portal der Träume". Ein Heißluftballon steigt auf und ab, "Sat.1" steht groß auf der Hülle. Ein Mann fotografiert das Plakat. Er sagt, er sei Historiker. "Unverschämtheit, den Leuten so das Geld aus der Tasche zu ziehen", sagt er. "Wenn Sie die Nummer wählen, die 0190 00 45 00, müssen Sie automatisch fünf Mark spenden, kommt auf Ihre Telefonrechnung. Das ist Abzockerei."

Ein Bauarbeiter geht im Abstand von fünf Metern am Plakat vorbei, roter Helm, Blaumann. Wie findet er das Plakat? "Welches Plakat?"

Er ist überrascht, guckt lange. "Weeß ick nich, weeß ick wirklich nich." Inzwischen schweben zwei Luftschiffe am Himmel, "Goodyear" und "Mazda". Zwei Radfahrer nähern sich, ein Mann, eine Frau, um die 60. Er schüttelt den Kopf. "Nee, das funktioniert nicht. Von da drüben kann man die kleine Schrift gar nicht mehr sehen." Ein Blick zur anderen Straßenseite, dann wieder zum Plakat. "Natürlich hat es den Holocaust gegeben", sagt er.

Schweigen. Motoren lärmen.

"Aber wissen Sie, die Juden wurden alle entschädigt, die Zwangsarbeiter auch, und jetzt kriegen sogar die Griechen was. Das hört nie auf, mir steht das bis hier." Er wischt mit einem Zeigefinger an seinem Hals entlang.

"Die Juden sind nicht ganz schuldlos", sagt seine Frau, "es hätten nicht so viele umkommen müssen, wenn die reichen Juden den anderen geholfen hätten. Also, wir haben damals in Danzig gelebt, und meine Mutti hat mir später erzählt, dass es da einen Laden gab von einem reichen Juden, und wenn da die armen Juden betteln gingen, dann hat der reiche Jude sie von den Hunden hinausjagen lassen."

Sie macht eine Pause, guckt traurig. "Die eigenen Leute", sagt sie, "mit den Hunden hinausgetrieben."

Die beiden verabschieden sich freundlich. Der Ballon von Sat.1 steigt wieder auf, im Stau steht ein Bus, der für die Zeitung "BZ" wirbt.

Ein Anruf mit dem Funktelefon: 0190 00 45 00. Eine sanfte Frauenstimme erklingt: "Diese D1-Nummer ist uns nicht bekannt. Bitte überprüfen Sie die Nummer."

(C) Der Spiegel 30/2001

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The offending poster is removed, late in August 2001

 

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