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Posted Saturday, September 12, 1998


 
Did Hitler Give the Order to Kill the Jews - or Didn't He? Two Austrian Magazines Pander to the Established View.

Kurier, Vienna, February 8 | Profil, Vienna, February 2, 1998

Kurier, Vienna, February 8, 1998


Mit oder ohne Führerbefehl

Am politischen Willen Hitlers zur Judenvernichtung herrscht kein Zweifel. Der schriftliche Befehl fehlte.

Ein deutscher Historiker meint, ihn nun gefunden zu haben -- in Form einer Notiz von Himmler.

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Himmler:

,,Judenfrage./ Als Partisanen auszurotten".

Goebbels:

„Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen". Ein deutscher Historiker wertet die Notizen der NS-Bonzen als Beweis dafür, daß Hitler selbst den Befehl zur Judenvernichtung gab. Ein Beleg, der bisher fehlte. Eine Analyse.

 

 

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Von Stefan Karner

Prof. Stefan Karner ist Zeitgeschichtler an der Universität Graz und Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsforschung. Er war 1990 der erste westliche Historiker, der Zugang zu den sowjetischen Archiven erhielt -- darunter auch jenes, in dem die Tagebuchnotizen von Himmler und Goebbels gefunden wurden. Aufgrund seiner Forschungen über den Verbleib österreichischer Kriegsgefangener konnte 1993 die ‚‚Dokumentationsstelle Österreichische Kriegsgefangene und Internierte in der Sowjetunion" gegründet werden. l995 wurde Karner zum österreichischen "Wissenschafter des Jahres" gewählt.

Auschwitz-Birkenau, 1942: „Als die Waggontüren sich öffneten, waren wir kaum fähig, diese zu verlassen. Ein schreiendes und schlagendes Häftlingskömmando jagte uns auf den tiefliegen-den, erdigen Bahnsteig: stinkende Juden." Imo Moszkowicz, 17 Jahre alt, aus dem Ruhrgebiet, war einer von ihnen. Und er erinnert sich genau, daß die SS-Männer breitbeinig zwischen den Pfützen standen. Die Sohlenränder ihrer sauber geputzten Stiefel sollten bei der Arbeit mit den „schmutzigen Juden" rein bleiben.

Neue Aktenfunde im ehemaligen Moskauer Sonderarchiv, Tagebuchnotizen von Heinrich Himmler und Josef Goebbels, wertet der deutsche Historiker Christian Gerlach als Beleg dafür, daß Hitler selbst am 12. Dezember 1941 den Befehl zum umfassenden und geplanten Genozid an den Juden -- vor allem in Polen, der Ukraine und Rußland -- gegeben hatte. Obwohl beide Tagebuchnotizen die Wortwahl und Interpretation von Himmler und Goebbels wiedergeben, könnten die auf Besprechungen bei Hitler zurückgeführten Eintragungen tatsächlich ein starkes Indiz für einen Befehl Hitlers' auch zu diesem Zeitpunkt, sein (Stocken des „Großen Blitzkrieges" vor Moskau, Ausweitung des Krieges zu einem Weltkrieg). Merkwürdigerweise hat sich kein Reichsleiter, Gauleiter oder höherer Herrschaftsträger in den Nachkriegsprozessen an dieses Datum erinnert. Es kann daher sein, daß die Eintragungen Himmlers und Goebbels einen zu diesem Zeitpunkt kulminierenden Diskussionsstand im engsten Kreis um Hitler wiedergeben. Ein schriftlicher Befehl Hitlers konnte bislang nicht gefunden werden.

Die Diskussion hat freilich unter die bloße Oberfläche zu gehen, weg vom möglichen Hitlerbefehl zur Judenvernichtung. Die Intention Hitlers und die NS-Ideologie dazu sind evident und bedürfen zur Glaubwürdigkeit keines eigenen Befehls.

Und: Hitlers Rassenpolitik hatte viele Vollstrecker, führende Herrschaftsträger des „Dritten Reiches", wie die Spitzen der SS, die Chefs der NS-Zivilverwaltungen, die Spitzen des Staates, der Rüstung und der Wirtschaft, aber auch Kollaborateure in besetzten Gebieten, wie Italien, Frankreich oder Litauen. So interessant also die Frage eines konkreten Hitlerbefehls an sich ist, so wenig ändert sie am bekannten Befund.

Hitler wollte die physische Vernichtung der Juden, die Durchführung besorgten Tausende Helfershelfer.

Die Diskussion greift jedoch noch immer zu kurz, werden nicht die Wurzeln der NS-Rassenpolitik, insbesondere gegenüber den Juden, angesprochen. Antisemitismus hatte jahrhundertealte Wurzeln und blieb nicht auf Deutschland und Österreich beschränkt. Seine christlichen, wirtschaftlichen und rassischen Komponenten waren in West- bis Osteuropa weitverbreitet. In österreichischen Medizinerhörsälen waren in den 20er Jahren die ersten Reihen für „Arier" reserviert. In der NS.-Ideologie bildete „Der Jude" das zentrale Feindbild, das innenpolitisch als „Urübel" von Demokratie und Parlamentarismus, außenpolitisch als Wegbereiter und Vater des Bolschewismus galt. Geschickt griff die NS-Propaganda auf diese Wurzeln zurück („Geldwechsler", „Parasiten") und erklärte Judenhaß zum Unterrichtsprinzip. Die „Nürnberger Rassegesetze", das „Reichsbürgergesetz" und das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes", alle aus 1935, waren das legistische Kleid der Judenverfolgung im „Dritten Reich" bis etwa 1938 -- vielfach unterstützt von einem stillen Grundkonsens in der Gesellschaft.

Der von NS-Stellen organisierte Pogrom in der sogenannten „Reichskristallnacht" im November 1938 leitete die nächste Phase der Judenverfolgung im „Dritten Reich" ein, die vor allem mit der aggressiven Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben verbunden war und während der nahezu kein Staat Europas bereit war, jüdische Emigranten in größerer Zahl aufzunehmen. Nur ein einziger trat auf österreichischem Gebiet öffentlich gegen den Pogrom auf: Der Theologe und bis dahin für den „Anschluß" und den Nationalsozialismus werbende Johannes Ude.

Der November-Pogrom war der Auftakt für die forcierte wirtschaftliche und physische Vernichtung der Juden im Herrschaftsbereich des „Dritten Reiches", der sich mit Kriegsbeginn 1939 rasch über halb Europa ausbreitete. Die planmäßige Durchführung wurde zwischen den beteiligten NS-Stellen, etwa in Wannsee, abgesprochen. Die Züge führten -- weitestgehend unbehelligt von alliierten Gegenmaßnahmen -- in die Todeskammern der NSVernichtungslager. Das unvorstellbare Verbrechen hatte eine zentrale Planung, einen zentral gesteuerten Ablauf und natürlich einen von den beteiligten Herrschaftsträgern akzeptierten Willen; mit oder ohne „Führerbefehl".

2.

Profil, Vienna, February 2, 1998


 

1: Christian Gerlach: Die Wannsee-Konferenz das Schicksal der deutschen Juden und Hitlers Grundsatzentscheidung, alle Juden Europas zu ermorden Werkstatt Geschichte 18/1997, Ergebnisse Verlag, Hamburg.

Hitlers Befehl

 

Zeitgeschichte. Der junge deutsche Historiker Christian Gerlach[1] entdeckte Hitlers geheimen Endlösungsbefehl und ermöglicht eine neue Deutung der Massenmorde.

von Michael Siegert

 

Jahrzehntelang rätselten die Historiker, wann Adolf Hitler den Befehl zur EndIösung der Judenfrage gegeben hat. Man fand weder ein Dokument noch Zeugnisse über den Akt der Befehlsausgabe. Viele begnügten sich bereits mit der vagen Vorstellung, der Nazi-Antisemitismus sei gleichsam automatisch ins Morden übergegangen. Manche glaubten, die Wannsee-Konferenz vom Jänner 1942 habe die Entscheidung gefällt. Nun hat der deutsche Historiker Christian Gerlach, 34, Zeitgeschichte-Doktorand an der Technischen Universität Berlin, das Rätsel gelöst.

 

12. Dezember 1941, Reichskanzlei:

EIN FUND in einem russischen Beutearchiv in Moskau gab den entscheidenden Anstoß, Junge deutsche Forscher entdeckten Heinrich Himmlers Terminkalender Der SS-Führer hatte Hitler am 18. Dezember 1941 in dessen Kriegsquartier „ Wolfsschanze" nahe dem ostpreußischen Rastenburg besucht und nachher im Terminkalender notiert: "Judenfrage, / als Partisanen auszurotten."

Gerlach grub weiter und fand im Tagebuch von Propagandaminister Joseph Goebbels die Schilderung der entscheidenden Befehlsausgabe am Nachmittag des 12. Dezember 1941 in Hitlers Berliner Wohnung in der Neuen Reichskanzlei, wo der Führer vor rund 50 Reichs- und Gauleitern der NSDAP den ,, Endlösungsbefehl" verkündet hatte Goebbels notierte:

"Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Er hat den Juden prophezeit, daß, wenn sie noch einmal einen Weltkrieg herbeiführen würden, sie dabei ihre Vernichtung erleben würden. Das ist keine Phrase gewesen. Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein. Die Frage ist ohne jede Sentimentalität zu betrachten."

Dieser "Endlösungsbefehl" war geheimzuhalten. Er bezog sich auf alle Juden im damaligen deutschem Herrschaftsbereich. Hitler hatte zwei Endlösungsbefehle erlassen, einen im März und einen im Dezember 1941, für zwei verschiedene Anlässe und Gebiete:

  • Für die Juden in der Sowjetunion war das Vernichtungsurteil schon im sogenannten "Kommissarbefehl" enthalten, der dem Angriff gegen Stalins Reich vom 22. Juni 1941 vorausgegangen war. Stabschef General Alfred Jodl gab Hitlers Anleitung im Zuge der Kriegsplanung am 3. März 1941 an seine Offiziere schriftlich mit den Worten weiter:
    „Die jüdisch-bolschewistische Intelligenz als bisheriger Unterdrucker des Volkes muß beseitigt werden."
    SS-Einsatzgruppen folgten der Wehrmacht auf dem Füße und
    erschossen 1941-42 in der damaligen Sowjetunion 1,3 Million Juden.
  • Für die Juden West-, Mittel und Südosteuropas sprach Hitler das Todesurteil am 12. Dezember 1941 in der Reichskanzlei. Diese Mordkampagne erreichte 1942-44 ihren Höhepunkt in den Todesfabriken der Konzentrationslager. Opferbilanz: 3,8 Millionen Juden.

In der ersten Phase des Judenmordes kamen die Mörder zu den Opfern, wie es Gerald Reitlinger 1953 in seinem Buch "Die EndIösung" ausdrückte. In der zweiten Phase wurden die Opfer ihren Mördern per Bahn zugeführt.

Die konkrete Handlungsanleitung für die zweite Phase lieferte die Berliner Wannsee-Konferenz am 20. Jänner 1942. Sie war zunächst für den 9. Dezember 1941 geplant, mußte aber wegen des Überfalls der Japaner auf Pearl Harbor verschoben werden. In einer idyllischen Wannsee-Villa berieten SS-Führer mit Spitzenbeamten der Ministerien, wie man mit den Mischlingen verfahren sollte und wer wofür zuständig sei.

HeydrichDie Wannsee-Konferenz war indirekt von Hitlers damaligem ..Stellvertreter" Hermann Göring veranlaßt worden. Er hatte am 31. Juli 1941 kurz nach Beginn des Rußland-Krieges, brieflich vom Polizeichef Reinhard Heydrich [Foto] einen ..Gesamtentwurf" über die "Durchführung der angestrebten Endlösung der Judenfrage" verlangt. Das Ergebnis vom Wannsee: Die Halbjuden wurden vorläufig verschont, zuständig für die Endlösung war die SS.

Hitlers Angst vor Roosevelt. Die jüngste Studie von Christian Gerlach erklärt, warum Hitler die westeuropäischen Juden zunächst nur "konzentrierte", während er die russischen brutal abschlachten ließ: Er fürchtete einen Krieg mit den USA, wenn er die deutschen Juden umbrachte Das fiel weg, als die USA den Japanern nach ihrem Überfall auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 den Krieg erklärten und Hitler, der mit Japan verbündet war, seinerseits am I 1. Dezember den USA den Krieg erklären mußte. Der europäische Krieg war zum Weltkrieg geworden.

Am nächsten Tag, dem 12. Dezember 1941, trafen sich die führenden Parteifunktionäre nach der Reichstagssitzung in Hitlers Wohnung in der Neuen Reichskanzlei und nahmen den Judenmordbefehl entgegen. Göring hatte unmittelbar davor dem Reichstag bei der Verkündung der Kriegserklärung öffentlich jene Drohung wiederholt, die Hitler schon am 30. Jänner 1939 gemacht hatte kurz vor dem Überfall auf die Resttschechei, als Deutschland erstmals den Boden der internationalen Verträge verließ und damit den europäischen Krieg eröffnete:

"Wenn es dem internationalen Finanzjudentum inner- und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."

Auf das gleiche Zitat hatte sich Goebbels in seinem Tagebuch bezogen. Hitler wiederholte es mit leichten Variationen am 30. Jänner 1941 und im folgenden Jahr am 30. Jänner, 24. Februar, 30. September und 8. November. All das wurde in der deutschen Presse ausführlich wiedergegeben.

Der Kitt der Volksgemeinschaft. Gerlachs Entdeckung ermöglicht nun auch eine klarere Deutung des Mordes an den Juden. Hitler sah den "Weltherrscher Juda" sowohl hinter Stalin wie hinter Roosevelt. Sein eigener Griff nach der Weltmacht erschien ihm daher als "Krieg gegen die Juden." (Gerade in der zweiten Dezemberwoche 1941, als er den Befehl zur Ermordung aller Juden in seinem Herrschaftsbereich gab, mußte er zutiefst im Innern zweifeln, ob der Krieg noch zu gewinnen war.

Der Vorstoß auf Moskau und Rostow am Don war erlahmt, die Rote Armee ruckte vor, und gegen die USA sah Hitler keine Chance, da er bereits die Luftschlacht gegen England verloren hatte und keine Seeschlacht oder gar eine Landung auf der britischen Insel wagte.

In der Aufstiegsphase lebte Hitlers "Volksgemeinschaft" von der Beute-Lust: Arisierung, Rohstoffgebiete. Fremdarbeiter-Sklaven. Am absteigenden Ast wurde sie durch das Schuldgefühl über ein großes Verbrechen zusammengehalten: den Judenmord.

Das war letztlich der objektiv-rationale Sinn dieses Schlachtens. Es führte dazu, daß im Unterschied zum Ersten Weltkrieg im Zweiten die Militärführung bis zum bitteren Ende weitermachte und das Volk bei der Stange blieb. Am 2. März 1943 notierte Goebbels in sein Tagebuch:

„ Wir schaffen nun die Juden endgültig aus Berlin hinaus." Damals überlegte er zusammen mit Göring, was das für sie beide bedeute: --

"Göring ist sich vollkommen im klaren darüber, was uns allen drohen würde, wenn wir in diesem Kriege schwach würden ... Vor allem in der Judenfrage sind wir ja so festgelegt, daß es für uns gar kein Entrinnen mehr gibt. Und das ist auch gut so. Eine Bewegung und ein Volk, die die Brücken hinter sich abgebrochen haben, kämpfen erfahrungsgemäß viel vorbehaltloser als die, die noch eine Rückzugsmöglichkeit besitzen."

Den konzentrischen Kreisen des mehr oder weniger genauen Wissens um den Massenmord entsprach umgekehrt ein verdrängtes Schuldgefühl. Das hielt die unbewußten Bindungen an den "Führer" aufrecht.

So endete der Zweite Weltkrieg nicht wie der Erste mit dem Strecken der Waffen, als die Niederlage nicht mehr abzuwenden war, sondern im „Totalen Krieg ," der zur totalen Zerstörung führte.

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